Mit der Fantasie der Kleinen die Welt einer großen Dichterin erfahrbar machen: Annette von Droste-Hülshoffs Leben (1797-1848) zeichnet ein Trickfilm nach, den die Klasse 4a der Grundschule Kinderhaus-West in einer Projektwoche auf Burg Hülshoff in Havixbeck produziert hat. Die Klasse von Lehrerin Katja Weber nahm dafür vor den Toren Münsters ein Angebot des in der Burg beheimateten Centre for Literature (CfL) wahr. Unter Anleitung der beiden Hamburger Illustratorinnen Luise Bornkessel und Sara-Christin Richter entwickelten die Kinder ihre Ideen für die in sieben Kleingruppen entstandenen Sequenzen.
Sara-Christin Richter hat eine besondere Beziehung zu Annette von Droste-Hülshoff, der auf Burg Hülshoff geborenen Verfasserin der „Judenbuche“. Das vom CfL herausgegebene Kinderbuch der Erfolgsautorin Cornelia Funke über Droste-Hülshoff, „Annette, Querkus und die wilden Worte“, hat sie illustriert. Das Buch (Altersempfehlung: ab 6 Jahren) erhielten die Kinder als Geschenk, außerdem stand Cornelia Funke der Klasse dazu an einem Nachmittag Rede und Antwort. Sie schaltete sich per Onlinetreffen aus Italien zu.
Im fünftägigen Workshop vermittelten Richter und Bornkessel der Grundschulklasse zunächst, wie Annette von Droste-Hülshoffs Leben im Biedermeier ausgesehen haben mag. Eine Führung durch Burg und Museum zählte ebenso zur Vorbereitung, ehe die Kinder sich mit im umliegenden Park gesammelten Naturmaterialien an die Trickfilmproduktion begaben. Damit gestalteten sie ihre Szenenbilder. Die Figuren der Handlungen erweckten sie mit Stoff, Papier und Pappe zum Leben. So entstanden Szenen mit der naturverbundenen Dichterin, wie sie Fossilien sammelt, Tee trinkt oder in der Burg Hülshoff lebt. An Trickfilmkisten schlüpften die Grundschulkinder in verschiedene Rollen. Es galt für die „Beweger“, die Objekte Zentimeter für Zentimeter auf dem Untergrund zu verschieben. Die „Fotografinnen“ drückten an darüber angebrachten Tablets wieder und wieder auf den Auslöserknopf. Und die „Prüferinnen“ und „Prüfer“ übernahmen die Regie und kontrollierten die Abläufe.
Etwa 20 Minuten lang geworden ist das Ergebnis mit dem Titel „Annettes Welt im Trickfilm“, der am Abschlusstag in der Vorburg seine „Kinopremiere“ feierte. „Wir haben versucht, aus den Symbolen und Orten, die Annette von Droste-Hülshoff in ihrem Leben und ihrer Lyrik beschäftigt haben, eine Geschichte zu entwickeln“, sagt Sara-Christin Richter. Für Katja Weber besteht der besondere Reiz der Projektwoche in der Kombination aus Burg, Trickfilm und den Begegnungen mit Illustratorinnen und Autorin. „Kinder dieser Altersstufe kommen sonst kaum mit einer solch besonderen Dichterin in Berührung“, sagt die Klassenlehrerin.
Der Workshop zählt zu den Angeboten, die das Team um Dominik Renneke für das Centre for Literature (CfL) entwickelt. Der Dramaturg für „Partizipative Formate: Lesebürger*innen & Junge Burg“ versucht damit, allen Altersklassen Leben und Wirken der Dichterin näherzubringen. Trägerin des 2018 ins Leben gerufenen CfL ist die Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung, die auf Initiative des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) im Herbst 2012 gegründet wurde.