JÜL im Jahrgang 1 und 2

Seit dem Schuljahr 2016/2017 werden die Kinder der Jahrgänge 1 und 2 in der Schuleingangsphase gemeinsam in jahrgangsübergreifenden Lerngruppen unterrichtet. Die Kinder der Jahrgänge 3 und 4 werden jahrgangsrein gefördert.

Das Jahrgangsübergreifende Lernen ist die ideale Organisationsform für die Umsetzung der flexiblen Schuleingangsphase. Am Ende eines Schuljahres verlassen die Kinder des 2. oder auch 3. Schulbesuchsjahres die Klasse und werden im kommenden Schuljahr in einer neuen Klasse 3 zusammengefasst. Die freigewordenen Plätze werden mit neuen Kinder des 1. Schulbesuchsjahres aufgefüllt. Kinder die länger zum Lernen brauchen und 3 Jahre in der Schuleingangsphase bleiben, müssen nicht die Klasse wechseln, sondern verbleiben bei ihrer Lehrerin mit den jüngeren Kindern ihrer Klasse. Das übliche „Sitzenbleiben“, das für viele Kinder eine frustrierende und verstörende Erfahrung ist, entfällt.

Die Kinder aus unterschiedlichen Jahrgängen mit unterschiedlichem Lernniveaus lernen individuell ihren persönlichen Fähigkeiten entsprechend. Um die individuelle Förderung umzusetzen, nutzen wir vier Organisationsformen:

1. Gemeinsamer Unterricht am gleichen Thema für alle mit gleichen Aufgaben (z.B. in Sport und Kunst)

2. Gemeinsamer Unterricht am gleichen Thema mit unterschiedlichen Aufgaben (z.B. in Sachunterricht, aber auch in Mathe und Deutsch)

3. Gemeinsamer Unterricht an selbst gewählten Themen mit unterschiedlichen Aufgaben im „Teilarbeitsplan“ (z.B. in Mathe und Deutsch)
Hierbei haben wir uns an dem Konzept „Individuelles Lernen mit System“ (ILS) orientiert. Dabei handelt es sich um ein praxiserprobtes Jahreskonzept für alle Grundschulklassen von Maike Grunefeld und Silke Schmolke. Mit einem klar strukturierten Farb-System, das in der Schule auf alle Jahres-Stoffverteilungspläne, Lerntagebücher und Übungsmaterialien anwendbar ist, werden die Schülerinnen und Schüler schon im Anfangsunterricht an offenes Arbeiten herangeführt und lernen selbstständig. Die Materialien sind nach Fächern und Schwierigkeitsstufen sortiert und werden anhand des strukturierten „Teilarbeitsplanes“ (TAP) bearbeitet (siehe Abbildung der Regale oben).

4. Förderung in Kleingruppen zu individuellen Förderbedürfnissen
In einem im Stundenplan fest verankerten Förderband von 5 bis 6 Wochenstunden findet Förderung in Kleingruppen statt. Die Stunden des Förderbandes sind mit verschiedenen pädagogischen Fachkräften besetzt und enthalten Unterrichts- bzw. Förderangebote für Deutsch als Zweitsprache, basale Förderung für Kinder im ersten Lernjahr sowie sonderpädagogische Förderangebote. Die Zusammensetzung dieser Gruppen ist flexibel und richtet sich nach den Bedürfnissen der Kinder. Im Rahmen der Teamsitzungen der pädagogischen Fachkräfte wird die Gruppeneinteilung regelmäßig evaluiert und angepasst.

Das sind die Chancen des jahrgangsübergreifenden Lernens:

  • jedes Kind kann entsprechend seiner Fähigkeiten lernen und wird wertgeschätzt
  • die Kinder helfen sich gegenseitig
  • Förderung der Selbstständigkeit der Kinder
  • neue SchülerInnen übernehmen bestehende Rituale und vereinbarte Regeln schneller
  • die Kinder erleben in ihrer Schulzeit den Perspektivwechsel vom Hilfesuchenden zum Helfer
  • die jüngeren Kinder haben einen Einblick in das, was sie noch erreichen wollen und lernen mit hoher Motivation
  • die älteren, lernerfahreneren Kinder können wichtige Grundlagen wiederholen
  • Kinder lernen in ihrem eigenen Tempo und nicht alle arbeiten an den gleichen Themen
  • In der jahrgangsgemischten Lerngruppe werden soziale Kompetenzen wie z.B. Respekt, Vorbildfunktion, Miteinander, Hilfsbereitschaft und  Verantwortungsübernahme besonders gefördert.